Asset Icon SC

Bits & Pieces

Edition #177 | KW 20

Linde | Märkte und Makro | Essenslieferdienst | Chart der Woche | ETFs im Fokus

Endspurt in der Berichtssaison: Fast alle Unternehmen aus dem US-Leitindex S&P 500 haben mittlerweile Zahlen vorgelegt, 78 Prozent davon konnten die Markterwartungen schlagen. Eine der Ausnahmen: Linde. Was dem DAX-Auswanderer zu schaffen machte, lesen Sie bei uns. Außerdem geht es um gute Nachrichten zum Thema Inflation, Japan-ETFs und einen Deal zwischen Uber und Delivery Hero.


Linde

Lindes Leben nach dem Dax

Was ist eigentlich aus Linde geworden? Vor über einem Jahr verabschiedete sich der Industriegase-Spezialist vom deutschen Leitindex DAX und ist seither nur noch an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet. Im DAX war Linde ein Gigant, im US-amerikanischen Leitindex S&P 500 spielt er mit seinem Börsenwert von derzeit mehr als 191 Milliarden Euro immerhin in den obersten zehn Prozent des Index mit.

Wie geht es Linde? Grundsätzlich gut. Der Kurs der Linde-Aktie kannte seit dem DAX-Abschied dank florierender Geschäfte, einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm und steigenden Dividenden hauptsächlich eine Richtung: nach oben.

Anfang Mai gab es jedoch einen Dämpfer. Die Zahlen zum abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal enttäuschten. Lindes Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 8,1 Milliarden US-Dollar leicht zurück. Den operativen Gewinn konnte Linde dank Preiserhöhungen dennoch um gut acht Prozent auf 2,1 Milliarden US-Dollar steigern. Ein größeres Problem waren die Aussichten: Unerwartet senkte Linde sowohl die Prognose für das laufende Quartal als auch für das Gesamtjahr. Das schickte die Aktie auf Talfahrt.



Die Leidtragenden dieses Konfliktes zwischen den USA und China sind die Europäer.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, am 15.05.2024 auf seinem YouTube-Kanal


Märkte & Makro

Leitzinshoffnung und Rezessionssorgen

Der S&P 500 legte im Wochenverlauf deutlich zu und ging am Mittwoch erstmals oberhalb von 5.300 Punkten aus dem Handel. Weshalb die gute Stimmung an den Aktienmärkten? Die US-Inflationsrate im April ist mit 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas niedriger ausgefallen als noch im März. Das heizte die Hoffnung auf baldige Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wieder an. Die Fed will zunächst tendenziell fallende Teuerungsraten sehen, bevor sie bereit ist, die Zinsen zu senken. Ziel ist eine Inflationsrate von zwei Prozent.

Sind die USA nun aus dem Gröbsten raus? Nicht ganz. Insbesondere die Preise für Benzin und Wohnen ziehen noch immer deutlich an. Die Teuerung wirkt sich auch auf das Kaufverhalten in den USA aus. Im April stagnierte der für die USA wichtige Einzelhandelsumsatz im Vergleich zum Vormonat. Die Märkte hatten mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Das gibt der Sorge, die US-Wirtschaft könnte doch noch in eine Rezession rutschen, neue Nahrung.

Die diese Woche angekündigten hohen Schutzzölle der US-Regierung gegen stark subventionierte chinesische Güter wie Elektroautos oder Solarmodule dürften ebenfalls zu Preissteigerungen führen und den US-Konsum weiter belasten. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, sieht in den Maßnahmen eine weitere Eskalation in Richtung „Handelskrieg“, die auch auf Kosten der amerikanischen Wirtschaft gehen werde.

Die europäische Automobilwirtschaft wiederum leide noch stärker als die US-amerikanische unter den günstigen E-Autos aus China. Dennoch dürften aus Europa keine ähnlich harten Maßnahmen gegen die chinesischen Wettbewerber zu erwarten sein, sagte Brzeski gegenüber dem Deutschlandfunk. Dafür sei die europäische Wirtschaft zu sehr abhängig von der Volksrepublik. Zu erwarten sei ein „typisch europäischer Zwischenweg“, bestehend aus niedrigen Schutzzöllen und einem weiteren Dialog mit der chinesischen Seite.


ESSENSLIEFERDIENST

Uber holt den Panda ab

Gut ein Drittel seines Umsatzes erzielt Delivery Hero in Asien, wo der deutsche Betreiber von Lieferdienstplattformen größtenteils unter der Marke Foodpanda auftritt. Einen großen Teil dieses Geschäfts will das MDAX-Unternehmen aber loswerden. Ein erster Deal ist ihm nun geglückt: Für 950 Millionen US-Dollar übernimmt der US-Fahrdienstvermittler Uber das Taiwan-Geschäft von Foodpanda. Uber erzielt mit seiner Lieferdienstsparte Uber Eats mittlerweile fast ein Drittel seines Gesamtumsatzes. Das Geld kann Delivery Hero gut gebrauchen, um seinen Schuldenberg abzutragen.

Noch besser für Delivery Hero: Uber steigt zusätzlich mit 300 Millionen US-Dollar per Kapitalerhöhung beim deutschen Unternehmen ein. Das heißt: Delivery Hero hat neue Aktien mit einem Preisaufschlag von ungefähr 30 Prozent zum letzten Tagesschlusskurs herausgegeben, die im Anschluss von Uber gezeichnet wurden. Dadurch ist der US-Fahrdienstvermittler nun mit drei Prozent am Berliner Unternehmen beteiligt.

Wieso verkauft Delivery Hero überhaupt? Das Wachstum des Asiengeschäfts schwächelt. Im ersten Quartal wuchs der Umsatz dort nur um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für das Wachstumsunternehmen Delivery Hero zu wenig. In Europa, wo der Konzern mit den Marken Glovo und Foodora auftritt, legte der Umsatz um mehr als ein Viertel zu. In der Region Naher Osten und Afrika war das Wachstum mit 27 Prozent sogar noch etwas höher. Zusammen machen diese beiden Regionen ungefähr 40 Prozent des Konzernumsatzes aus.


Die Basics zum Thema „Investieren per ETFs“ finden Sie kurz und knackig zusammengefasst in diesem Instagram-Video.


Chart der Woche

Umsatzwachstum der 32 umsatzstärksten Gaming-Unternehmen der Welt

Media_Asset_B&P_Chart-der-Woche

Quelle: EY Parthenon

Game Over beim Wachstum?

Während der Corona-Pandemie boomte der Gaming-Markt. Seitdem Rausgehen wieder eine Alternative ist, sieht es mit dem Wachstum in der Gaming-Industrie nicht mehr so rosig aus. 2023 wuchs der Branchenumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent. Der größte Teil davon geht allerdings auf das Konto der großen Plattformbetreiber wie Sony (Playstation), Microsoft (Xbox) und Nintendo, deren Umsatz um zwölf Prozent wuchs. Ebenfalls verhältnismäßig stark performten US-Spiele-Publisher wie Activision Blizzard oder Electronic Arts mit knapp zehn Prozent mehr Umsatz.

In Europa existieren mit dem französischen Unternehmen Ubisoft (Assassin’s Creed), dem polnischen Gaming-Studio CD Project (Witcher) und weiteren ebenfalls große Player der Branche. Der Umsatz der europäischen Publisher sank 2023 jedoch sogar um 2,2 Prozent.


ETFs im Fokus

Big in Japan

Smartphone-Hersteller, die Sonys leistungsfähigsten Bildsensor in ihre Devices einbauen wollen, haben schlechte Karten. Fast die komplette Produktion ist bis Ende 2024 für die nächste Generation des Apple iPhones reserviert. Sony erwartet, dass der Betriebsgewinn in dieser Sparte im laufenden Jahr um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen wird. Auch im zuletzt schwächelnden Gaming-Bereich soll es wieder aufwärts gehen.

Wer sich starke japanische Großunternehmen wie den Elektronikkonzern Sony, das Gaming-Unternehmen Nintendo oder den größten Automobilhersteller der Welt, Toyota, ins Depot holen will, kann das auch mit breit streuenden Aktien-ETFs tun. Abseits der Großkonzerne hat Japan ähnlich wie Deutschland einen starken Mittelstand. Im Gegensatz zu Deutschland sind viele Unternehmen aus dem japanischen Mittelstand jedoch an der Börse notiert. In diese Unternehmen mit einem niedrigen Börsenwert können Sie ebenfalls komfortabel mit einem Small-Caps-ETF investieren.


Hörtipp

Walmart, Michael Burry und Gucci

In den USA achten selbst wohlhabende Kunden mittlerweile aufs Geld und kaufen günstig bei Walmart. Auf Schnäppchentour ging auch der legendäre „The Big Short“-Hedgefondsmanager Michael Burry – aber in China. Außerdem geht es um Gucci. Hören Sie rein bei bei Apple, Deezer, Spotify oder RTL+.

Quellen: Scalable and dpa-AFX

Sie möchten noch mehr Börsen-News direkt in Ihr Postfach erhalten?
Jetzt unseren Newsletter abonnieren.

Es gelten die Bestimmungen unserer Datenschutzerklärung.